Die Sportwissenschaft als forschende und lehrende Disziplin schafft für Entwicklungsprozesse klare Grenzen und bestimmt somit bewusste Räume. Die Trainingslehre gibt feste Werte für das Entwicklung von verschiedenen Ausdauerbereichen oder auch das Verbessern spezieller Kraftfähigkeiten. Alles richtig. In der Darstellung wirken Training und die Konzeption dahinter oftmals sehr geregelt, starr und eng gestrickt.

Auch ich kam aus dem Studium mit sehr viel Input und damit einer bewussten Vorstellung, wie Dinge laufen. Time is the key… wer zu lange für Entwicklungsphase braucht, verspielt in Sport den zeitlichen Vorsprung. Je professioneller, desto schneller werden Strategien gefunden, verfolgt und ins Ziel geführt. Meine Herangehensweise war klar:

Bereich identifizieren – Wissen bündeln – schnell in die Aktion kommen – Strategie konsequent verfolgen

Darin war und bin ich wirklich gut. Geholfen hat hierbei eindeutig meine frühe Arbeit im nationalen und internationalen Spitzensport, wo sehr schnell sehr valide medizinischen und sportlichen Verantwortlichen Rechenschaft über Strategien gegeben werden müssen.

Warum Flexibilität wichtig und notwendig ist:

In meinem Unternehmen BalanceSchmiede stand eines Tages eine junge Kundin (23 Jahre) mit klarer Fragestellung. Langwierige Hüftprobleme – kein Einzelfall, in heutigen Tagen nichts Besonderes. Die medizinische Diagnose war schnell zusammengetragen und die anschließende Funktionsanalyse brachte weitere Details zutage. Zu den Knieschmerzen gesellte sich eine deutliche X-Bein-Stellung und Innenrotation des Gelenkes, was sich mit der Knorpelabnutzung gemäß Bildgebung deckte. Meine professionelle Herangehensweise „identifizieren – bündeln – handeln – verfolgen“ war hierbei leichtes Spiel und so stellte ich der Polizisten meinen Plan vor, den sie aufgrund meines sicheren Auftretens zustimmte.

Es folgte ein klares Prozedere. Die Gelenkstellung verschob die Fragestellung in die funktionelle Anatomie und Biomechanik. Ändern wir die Beinachse, verändert sich der Druck im Gelenk und verändert die Schmerzsituation. Klare Logik, klares Verhalten, vielzählig positiv umgesetzt.

Point of return:

Das Training veränderte die Ansteuerung der Gesäßmuskulatur, das Verständnis für axiale Belastungen und kräftige zurückentwickelte Muskulatur. ABER: keine Veränderung der Beinachse. Wir setzten uns an den Tisch und sprachen die positiven und auch ausbleibenden Entwicklungen an. Letztendlich stellte ich die entscheidende Frage: „Was könnte der Grund sein, dass sich Statik positiv beeinflussen, aber in den Alltag nicht übertragen lässt?“ Was sehen wir nicht? Was berücksichtigen wir nicht? Welche Prozesse verstecken sich vor unserem Auge?

Nach kurzer Bedenkzeit riss die Kundin die Augen weit auf – sie hatten einen Gedanken gefunden und suchte nun nach Worten, um zu erklären, warum im Alltag es für eine junge Frau so schwierig war, den funktionellen Raum in der Hüfte zu halten: „Vielleicht liegt ein Grund in meine Missbrauchsthema, welches ich als Kind erfahren hatte!“ Das war ein Paukenschlag, der ungemein wichtig war.

Folgerichtig wurde die Strategie sofort verändert. Die Psyche ist erfahrungsgemäß dominant und daher sehr richtungsweisend auch für begleitende Entwicklungsprozesse. Sie startete ein psychologisches Setting und verarbeitete das Erlebte. Wir bekamen Stück für Stück Zugang zum Thema und konnten körperliche Prozesse nachhaltig verändern.

Konsequenzen:

Dieser Vorfall zeigte mir als Coach, wie wichtig es sein kann, nicht nur linear, sondern radial zu denken und zu analysieren. Wir installierten in meinem Unternehmen BalanceSchmiede frühzeitige Fragestellungen, die begleitende Bereiche mit abdeckt. Wir erkannten, dass wir uns einen Moment mehr Zeit nehmen mussten, um die vorherrschende Fragestellung zu verstehen. Wir hatten erkannt, dass schnelle und starre Prozesse oftmals nicht zielführend ist. Daher weichten wir harte Prozesse auf und erkannten den Mehrwert im Bereich für HUMAN PERFORMANCE OPTIMIZATION. Ab diesen Zeitpunkt haben wir das Prinzip RADIALES ANALYSIEREN in unsere Kunden- und Athletenführung eingeführt und ist bis heute ein essenzieller Bestandteil von ATHLEADERSHIP!